Kinder – Humankapital heute wie früher

Humankapital: Geld machen mit Heimkindern

Eltern, die mehr als ein Kind haben, manchmal genügt aber auch schon eins, wird häufig vorgeworfen, man habe seine Kinder nur des Kindergeldes wegen. Dass diese Milchmädchenrechnung nicht aufgeht, dürfte längst bekannt sein. Trotzdem sind Kinder ein lukratives Humankapital und so ist Kinderarbeit, Kinderhandel und die Ausbeutung der Minderjährigen nicht weit.

Kinderarbeit früher

Kinder waren schon immer beliebt, um aus ihnen Kapital zu schlagen. Wie Sklaven wurden sie früher gehalten. Die Stadt Pforzheim, bekannt als Mekka der Schmuckherstellung, fand seinen Ursprung als Goldstadt darin, dass ein Kinderheim die Produktion von Uhren und Schmuck. Die Produktion erfolgte ausschließlich durch Kinderarbeit, erst viele Jahre später kamen Erwachsene nach Pforzheim, um in den schmuckherstellenden Unternehmen in Lohn und Brot zu gehen. Schmuckherstellung dürfte wohl noch eine der körperlich erträglichsten Zwangsarbeiten gewesen sein. Denn Heimkinder mussten auch im Steinbruch, im Torfmoor, in der Waffenfabrikation, in Wäschereien (Film: Die unbarmherzigen Schwestern) und ähnlichen Arbeitslagern schwerst schuften. Unter dem Titel Der Albtraum meiner Kindheit und Jugend – Zwangseinweisung in deutsche Erziehungsheime schildert Regina Page, wie sie gemeinsam mit ihrer Schwester in ein Kinderheim, das kirchliche Vincenzheim, zwangseingewiesen wurde und wie sie dann dort misshandelt und ausgebeutet wurde. Auch in den Bethanien Kinderdörfern war es nicht anders, ebenso in Einrichtungen des Diakonischen Werks, im Vincenzheim Dortmund und auch Einrichtungen Helenenberg bei Trier, Jugendheim Hollabrunn, Kallmünz, im Nürnberger Kinderheim und, und, und. Die Liste ließe sich endlos fortsetzen.

Zahlen des Grauens

Michael-Peter Schiltsky bietet auf seiner Website www.vehev.org einen Fragebogen für ehemalige Heimkinder an und wertet diese aus. Schaut man sich hieraus die Ergebnisse der Umfrage für ehemalige Heimkinder an, zeigt sich Schockierendes. Nämlich wird in nackten Zahlen sichtbar, wie unermesslich das Leid der Ex-Heimkinder aus den 1950er und 1960er Jahren wirklich ist. Die Suizidalitätsrate (Versuche)unter den Befragten liegt 20,25 mal so hoch, wie der Bundesdurchschnitt. Bei vollzogenen Suiziden liegt die Rate demnach 69 mal so hoch, wie im Bundesdurchschnitt. Insgesamt haben sich bis zum Stand der Auswertung 616 Betroffene an der Umfrage beteiligt, wovon 136 sexuell missbraucht wurden. Dies entspricht einer Rate von 22% Die Umfrage ergibt insgesamt 1179 Heimaufenthalte, lediglich 17 davon wurden als positiv bewertet. Der Bildungsstand der Befragten ist signifikant niedrig, nur wenige konnten weiterführende Schulen besuchen, Abitur machen oder gar studieren.

Das Leid der Ex-Heimkinder hört nicht auf

Wie diese Kinder auch heute noch in ihrem Erwachsenenleben Humankapital sind, zeigt sich in ihren Selbsteinschätzungen. Um das Erlebte zu überleben, benötigen viele der heute erwachsenen Kinder in deutschen Erziehungsanstalten Hilfe durch Therapien, aufwändige medizinische Versorgung, Sozialleistungen, Sozialarbeiter usw. Denn ein eigenständiges, glückliches Leben ist nicht mehr möglich. Was früher durch den Kinderhandel, Kinderarbeit, Misshandlungen, Missbrauch und Ausbeutung begonnen hat, ist noch längst nicht zu Ende. Diese Zitate sprechen für sich selbst:

  • „Ich wage zu sagen, dass ich nach dem Heimaufenthalt ein seelischer Krüppel war.“
  • „gesundheitliche Probleme – Depressionen – Angst vor dem Schlafengehen – starke Angst vor dem Tod – keine Sexualität“
  • „seit 10 Jahren in Therapie, häufige Zusammenbrüche“
  • „unheilbar chronisches Leiden durch Schwerstarbeit im Moor, Ziegelei … seit 1994 nur noch Morphium zum Schmerzen überleben“
  • „Suizidversuche – Gesundheit instabil“
  • „Leide ich heute noch durch deren Manipulation an meinen Geschlechtsteilen…. Wobei meine Sexualität in die Abnormität ging … durch erlittene Traum alkoholsüchtig“
  • „Epileptiker – War im Heim „falsch eingestellt“, erhielt zu viele und falsche Medikamente nach Verordnung des Hausvaters… heute sehr aggressiv….“
  • „…nicht arbeitsfähig, weil Angst vor Menschen“
  • „Schwere Verletzung am Bein bei Arbeit im Steinbruch – Amputation. Während der Heimzeit durch extreme Elektroschocks an den Hoden alle Anzeichen entsprechend einer Kastration – Zeugungsunfähigkeit – hohe Stimme etc.“

Dies ist nur ein minimaler Auszug der Umfrageauswertung, die vollständigen Ergebnisse der Umfrage für ehemalige Heimkinder finden Sie bei Michael-Peter Schiltsky.

Kinderarbeit und Ausbeutung heute

Kinderarbeit, wie sie seinerzeit in Steinbrüchen und Mooren stattfand, gibt es heute in Deutschland in dieser Form wohl nicht mehr. Dennoch findet auch heute noch Kinderhandel und Ausbeutung von Kindern statt. Zum Einen bedienen die Ex-Heimkinder wegen des Erlebten zwangsweise eine ganze Reihe an Berufssparten. Angefangen von lebenslänglichem Therapiebedarf über besondere medizinische Betreuung bis hin zu Beschäftigung der Justiz, da viele unter ihnen wegen ihrer unsäglichen und folgenreichen Kindheit oftmals nur schwer in das „normale“ Leben zu integrieren sind. Doch ein Leben, geprägt von Missbrauch, permanenter Gewalt, Isolation und schwerster körperlicher Arbeit bis zum Umfallen und darüber hinaus einhergehend mit der Abspaltung von der Familie, Retardierung und ähnlichem kann nicht einfach in eine normale Bahn gedrängt werden. Wer damals Heimkind war, sichert heute Arbeitsplätze von Therapeuten, Psychiatern, Ärzten, gesetzlichen Betreuern, Justizangestellten und anderen. Ähnlich verhält es sich zum anderen mit den geklauten Kindern von heute, die unverhohlen von Kinderheimen und Kinderdörfern als Humankapital deklarieren. In der Kosten-Nutzen-Analyse von Jugendhilfemaßnahmen heißt es, pro Euro, der in Heimerziehung bei Frauen ausgeben würde später mit 3 Euro „der Volkswirtschaft quasi wieder vergütet wird“.

Lesen Sie auch www.Heimkinder-Ueberlebende.org (Quelle Artikelbild).

4 Kommentare
  1. W. Schnitzler
    W. Schnitzler sagte:

    Ich war von 1965 – 1972 un einem Kinderheim im Rheinland.rnMit 45 jahren wurde ich Früh berentet (heute 48).rnrezividierende schwere Depressionen, PtBs, Athrose,Nervenentzündung, Suizdversuch.rnrnWenn es die Hölle gibt dann habe ich sie kennen gelernt und mit mir 159 andere Kinder.

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  2. sigfried michel
    sigfried michel sagte:

    wieso kommt die kriche und der stadt heute und will sich mit den paar kröden an heimkinder freikaufen, was die kriche uns damal angetan hat ob kartolich oder efangelich angetant hat das kann mann mit den geld nicht wieder gut machen.

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