Diese Geschichte wurde vor vielen Jahren geschrieben und trug sich (beinahe) so zu – in Deutschland. Das Weihnachtsmärchen von „Maximilian“ ist eine Collage aus einzelnen Schicksalen vieler Kinder, die wir auf ihrem Weg zurück in ihre Familien begleitet haben. Das Weihnachtsmärchen „Die kleine weiße Taube“ soll betroffenen Familien Zuversicht geben!
Der Gesetzgeber gewährt dem Urheber besonderen Schutz – als solcher beanspruche ich dieses. Das Weihnachtsmärchen darf geteilt und verlinkt, jedoch nicht sein Inhalt sich zu Nutzen gemacht werden.
Das Weihnachtsmärchen: Die kleine weiße Taube
Der kleine Maximilian ist war sehr traurig. Als er gerade mal vier Jahre alt war, kamen böse Menschen und nahmen ihn seinen lieben Eltern weg. Diese bösen Menschen wollten unbedingt ein Kind, das Mama und Papa zu ihnen sagte. Doch weil sie böse, unrein und ohne Liebe waren, war es ihnen nicht vergönnt.
Nach vielen vergrämenden Jahren verloren sie die Hoffnung, dass sie eines Tages ein eigenes Kind besitzen würden. Sie schmiedeten den gemeinen Plan, sich einfach ein Kind liebender Eltern zu besorgen. Sie holten sich Hilfe vom Stadtoberen, mit dem die beiden schon viele Jahre befreundet waren. Für ein paar Goldstücke würde der schon tun, was man ihm abverlangte. So kam Maximilian, der wohl behütet bei liebenden und fürsorglichen Eltern aufwuchs, zu den bösen Menschen.
Tränen der Liebe
Die bösen Menschen konnten keine Liebe zu diesem Kind empfinden. Sie hassten Maximilian dafür, dass ER sie einfach nicht lieben wollte. Maximilians Liebe gehörte alleine seinen Eltern nur. Weil er sie so sehr liebte, er immerzu nur an sie dachte und immer weinte, durfte er sie nicht sehen und ihnen auch keine Briefe schreiben. Das Bürschchen würde schon seine Eltern vergessen, so dachten die bösen Menschen.
Tag um Tag verging, Nacht um Nacht verging. Dabei kein Tag und keine Nacht, ohne das Mamimilian immerzu an seine lieben Eltern denken musste. Er weinte tagein und tagaus. Sein größter Herzenswunsch sollte nicht in Erfüllung gehen. Einmal nur, wollte er seine lieben Eltern sehen. Sie berühren, sie umarmen, ihnen sagen, wie sehr er sie liebt und sie vermisst. Wenigstens einmal noch wollte er die Liebe seiner Eltern kosten und sich daran laben, wenn er sie schon niemals mehr sehen dürfen sollte.
Der Aschenputtel-Junge
Je mehr Maximilian um seine Eltern weinte, umso böser wurden die bösen Menschen zu ihm. Sie gaben ihm nur noch altes Brot zum Speisen, in Lumpen musste er umherlaufen, sein Schuhwerk war aus Löchern und Fetzen. Im Kalten musste er schlafen, nur bedeckt von Heu und ein paar Blättern aus Laub.
Jahr um Jahr zog ins Land und Maximilian wartete ungeduldig auf den Heiligen Abend. Denn seine liebenden Eltern hatten ihm früher immer vom Weihnachtsmann erzählt, der Wünsche erfüllt, große und kleine. Die bösen Menschen feierten nie das heilige Weihnachtsfest. Selbst am Fest der Liebe waren sie böse und herzlos.
Lauf kleiner Junge, lauf!
Jahr um Jahr fieberte Maximilian dem heiligen Abend entgegen. Doch der Weihnachtsmann wollte seinen Herzenswunsch nicht erhören. Seine Hoffnungen schwanden.
Doch in diesem Jahr sollte alles anders kommen.
Am Abend vor dem Heiligen Abend, just als Maximilian die Scheune betrat, wo er sein Bett aus altem, feuchten und muffig riechendem Heu errichtet hatte, saß eine kleine weiße Taube, die einen kleinen Zettel im Schnabel hatte.
Die Taube gurrte nicht, sondern ganz leise flüsterte sie zu Maximilian:
„Erschrick nicht, denn das Glück will ich dir heute bringen. Lauf in das Haus der bösen Menschen. Reibe ein kleines Stöckchen am Feuerhaken des Kamins und eile zurück zu mir. Doch hüte dich, dass sie dich nicht erwischen. Lauf, kleiner Junge, lauf!“
Maximilian ergriff ein kleines Hälmchen Stroh und rannte schnell wie der Wind zum Haus der bösen Menschen. Leise schob er die knarzende Tür auf und schlich auf leisem Fuße in das Haus, um zu tun, was die kleine weiße Taube ihm geheißen hatte.
Maximilian schlich zu dem schwach lodernden Kamin und rieb das Hälmchen aus Stroh wieder und wieder am russschwarzen Feuerhaken. Er wollte nur richtig tun, was die kleine weiße Taube ihm aufgetragen hatte.
Plötzlich hörte er tosende, stampfende Schritte und jäh wurde er am Kragen gepackt. Der böse Mann riss den kleinen Maximilian in die Höhe und drosch mit einem Holzscheit auf den kleinen Jungen ein, eine große Wunde klaffte auf seiner Stirn, wie es schon so oft zuvor geschah.
Der Stadtobere wußte um Maximilians schweres Los, doch es war ihm einerlei. Nur die Goldtaler, die er hier und da von den bösen Menschen bekam, waren für ihn von Bedeutung.
Maximilian schrie und wimmerte, doch er hielt das Stöckchen aus Stroh fest in seiner Hand.
„Nicht loslassen, nicht loslassen“
dachte er immerzu.
Als der böse Mensch endlich von Maximilian abließ, rannte der kleine Junge mit dicken Tränen in seinen leeren Augen aus dem Haus der bösen Menschen. Die dicke, alte Holztür schlug krachend ins Schloss und schloss sich hinter dem kleinen geschundenen Jungen.
Maximilian rannte um sein Leben über den Hof, hin zur Scheune und hin zu seinem Bett aus Stroh. Die Taube setzte sich auf Maximilians kleinen blonden Schopf und strich mit ihren Flügeln sanft wie der Wind über sein blutiges Gesicht. Weißer, glitzernder Staub umwirbelte Maximilians Wunden und schnell wie der Wind heilten sie zu, das Blut verwandelte sich in weißen, glitzernden Staub und verschwand.
Der Herzenswunsch
Die kleine weiße Taube flatterte auf Maximilians Bein, reichte ihm mit ihrem Schnabel das kleine weiße Stückchen Papier und sprach leise flüsternd zu dem kleinen Maximilian:
„Schreib ihn auf, mit dem russschwarzen Halm aus Stroh. Schreibe ihn auf das kleine weiße Stückchen Papier, deinen Herzenswunsch. Ganz gleich, wie groß er ist, ganz gleich wie aussichtslos er dir erscheinen mag. Nur zu, schreib ihn auf!“
Maximilian tat, wie im geheißen war. Er rollte das kleine weiße Stückchen Papier auf und schrieb mit zittrigen Händen vier Worte darauf:
„Ich will nach Hause!“
Er reichte das kleine weiße Stückchen Papier an die kleine weißen Taube. Die Taube flüsterte zu Maximilian:
„Nun lege dich in dein Bett aus Stroh und Laub, schlafe ein und stärke dich!“
Schon flog die kleine weiße Taube davon.
Mit einem Mal wurde es Maximilian zum ersten Mal in diesem bitterkalten Winter wohlig warm. Seine Augen wurden schwer und ehe er sich versah schlief er ein.
Der weiße Himmel
Während Maximilian so tief wie noch nie in seinem Leben schlief, flog die kleine weiße Taube mit dem weißen Stückchen Papier im Schnabel zum Weihnachtsmann und legte das kleine weiße Stückchen Papier auf einen riesigen Berg, wo schon so unzählbar viele kleine weiße Stückchen Papier lagen.
Der ganze Himmel war bedeckt mit unzählbar vielen kleinen weißen Tauben. Sie alle brachten dieselben kleinen Zettelchen. Fast 50.000 39.000 neue kleine weiße Stückchen Papier kamen Jahr um Jahr zu dem riesigen Berg innigster Herzenswünsche von Kindern wie Maximilian hinzu.
Der Weihnachtsmorgen
Am Morgen des heiligen Abends kam der Weihnachtsmann in seinen schweren schwarzen Stiefeln zu dem riesigen Berg gelaufen. Er lass dabei in Gedanken versunken auf einer großen Rolle Papier all die vielen Weihnachtswünsche.
„Luca wünscht sich ein Holzauto, Lisa wünscht sich eine Puppe, Michael wünscht sich ein Goldstück, Lena wünscht sich einen Berg aus Schokolade, Jonas wünscht sich…“
Der Weihnachtsmann unterbrach das Lesen und stöhnte.
„So viel zu schleppen, meine alten Knochen!“
Der bärtige alte Kauz wollte nun keine schweren Säcke mehr schleppen. Er wollte nur noch einen einzigen Wunsch erfüllen. Dann sollte er seine Pflicht für dieses Jahr erfüllt haben. Nur noch einen einzigen – ganz egal, wie schwer er daran zu tragen haben würde.
Plötzlich wehte der Wind ein kleines weißes Stückchen Papier von dem riesigen Berg. Der dicke Weihnachtsmann bückte sich behäbig und streckte seine dicken Finger nach dem kleinen weißen Stückchen Papier. Er faltete es auseinander und las laut:
„Ich will nach Hause!“
Der alte dicke Weihnachtsmann grummelte:
„Dieses soll der letzte Wunsch sein, den ich heuer erfüllen werde. Klein und bescheiden ist er noch dazu!“
Der Heilige Abend
Der heilige Abend brach an; draußen war es schon dunkel und abermals bitter kalt. Der kleine Maximilian war sehr traurig. Wieder sollte es kein Weihnachtsfest geben. Wieder durfte er das Fest der Liebe nicht feiern.
Mit hängendem Kopf lief er in die kalte, trostlose Scheune, während ihm dicke Tränen über seine gefrorenen Wangen kullerten. Wieder wollte er nur schnell schlafen, damit dieser Tag ohne Liebe für ihn schnell vorbei gehen möge. Wieder wurde es Maximilian so warm wie am Tag zuvor. Die Augen wurden ihm wieder schwer wie Blei und schon früh am Tag schlief er schnell ein.
Während Maximilian schlief, öffnete sich leise das große schwere Tor der Scheune. Der dicke, alte Weihnachtsmann mit seinen schweren schwarzen Stiefel trat herein und schritt zu dem Bett aus muffigem Stroh, in dem der kleine Junge Maximilian schlief. Rot die Backen von der Eiseskälte.
Der bärtige Weihnachtsmann hob den kleinen Jungen in seine dicken Arme und bedeckte ihn mit seinem langen Rauschebart. Weiterschlafen und nicht mehr frieren sollte das Kind.
Der Weihnachtsmann saß auf seinen Schlitten auf und flog in den dunklen Sternenhimmel davon.
Maximilian erwachte, als ihm etwas über sein kleines Gesichtlein fuhr. Er öffnete einen Spalt breit nur seine kleinen blauen Knopfaugen. Wohlige Düfte, wohlige Klänge und auch ein unendlich lange vermisstes warmes Gefühl umgab ihn. Dann sah er die kleine weiße Taube, denn ihre Flügel waren es, die ihn erwecken ließen.
Noch bevor Maximilian wußte, was ihm passiert war, flüsterte die kleine weiße Taube zu ihm:
„Maximilian, schau nur, schau dich nur um!“
Nur schwer konnte Maximilian seine kleinen Äuglein aufmachen. Hell war es um ihn herum. Viele kleine Lichtlein funkelten in seinen Augen. Nur schwer konnten sich seine Äuglein in der Helle zurecht finden. Er drehte seinen Kopf umher und immer klarer wurde sein Blick.
Ein Tannenbaum sah er, viele Kerzen daran die so hell das Licht scheinen ließen. Darum herum ein riesiger Berg mit vielen, abermals vielen Geschenken. Große und kleine. Eine große Holzschale mit leckersten Plätzchen stand vor ihm, auch ein Glas Milch, das nach süßem Honig duftete.
Maximilian stand langsam vom Boden auf. Er schlich auf leisen Füßen umher und schaute sich um. Das war alles so vertraut, so warm und so voll mit Liebe. Er ging weiter, von einem Zimmer zum anderen. Immer forscher und schneller wurden seine Schritte. Dann blieb er vor einer Tür stehen. Sie war einen Spalt breit nur offen. Er lugte hinein und sah, wie seine Mama und sein Papa traurig und mit Tränen in den Augen am Küchentisch saßen. Sie weinten um ihn, sie weinten um Maximilian, der so viele Jahre nun schon fort war bei den bösen Menschen. Sie wollten den heiligen Abend nicht feiern.
Ein Fest der Liebe ohne das Liebste auf Erden ist des Feierns nicht würdig.
Manchmal gehen Weihnachtsmärchen in Erfüllung
Maximilian schob die Tür aus hellem, freundlichem Holz auf. Das leise Knarzen der Tür verriet ihn. Die liebenden Eltern schauten just im selben Augenblick auf die Tür und rieben ungläubig ihre Augen. Maximilian konnte nicht mehr an sich halten. Schnell rannte er hin zum Küchentisch, rief laut
„Mama, Papa, ich habe euch so sehr vermisst, dass mein Herz fast daran zerbrochen ist.“
Die liebenden Eltern schlossen ihren Jungen in die Arme und feierten fortan jeden Tag wie den heiligen Abend.
Die kleine weiße Taube flog davon. Sie machte sich auf die Suche nach einem kleinen weißen Stückchen Papier. Doch als die bösen Menschen merkten, dass Maximilian verschwunden war, hatten sie alles Papier verbrannt.
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